Wochenthema: Wüstengebiete

Erlebnisgeschichte: Der Durst (Antoine de Saint Exupery)

Der französische Postflieger Antoine de Saint Exupery stürzte zusammen mit seinem Bordmechaniker Prevot bei einem Langstreckenflug über der ägyptischen Wüste ab. In seinem Buch „Wind Sand und Sterne" erinnert er sich daran und beschreibt, wie sie versuchen sich zu retten und der Durst immer schlimmer wird.

Ich bin schon eins mit der Wüste. Ich bringe keinen Speichel mehr hervor und auch keine Bilder, nach denen ich mich sehnen könnte. Die Sonne hat den Quell der Tränen ausgetrocknet .
... eine Täuschung sucht mich heim. Ich sehe drei Hunde herumjagen. Prevot sieht hin und kann nichts wahrnehmen. Aber nun strecken wir beide Arme dem Beduinen entgegen, beide holen wir den letzten Atem aus unserer Brust und beide lachen wir vor Glück. Aber unsere Stimmen tragen keine dreißig Meter mehr. Die Stimmbänder sind vertrocknet. Wir hatten mit-
einander nur noch geflüstert und das nicht einmal bemerkt.
Der Beduine und sein Kamel, die hinter dem Hügel hervorgekommen sind, wollen sich entfernen. Langsam, langsam ziehen sie weiter. Vielleicht ist er allein! Vielleicht hat ein grausamer Teufel uns diesen Menschen gezeigt, um ihn uns wieder zu nehmen.
Da erscheint ein anderer Araber auf der Düne, mit der linken Seite uns zugewandt. Wir schreien ganz leise. Wir schwenken die Arme und erfüllen nach unserer Meinung den Himmel mit riesigen Signalen. Aber der Beduine sieht immer nach rechts.

Jetzt aber, ganz langsam, macht er eine Viertelwendung links. Sobald er das Gesicht uns zugewandt hat, ist es auch schon geschehen: Durst, Tod und Luftspiegelungen sind verwischt in dem Augenblick, in dem er uns erblickt. Eine kleine Viertelwendung verwandelt unsere Welt. Eine Bewegung des Körpers, ein rascher Blick schaffen Leben, und er scheint mir nicht von dieser Welt. Ein Wunder! Ein Wunder! Er kommt auf uns zu wie ein Gott über das Meer!
Er hat uns ins Gesicht gesehen, hat uns die Hände auf die Schultern gelegt, und wir haben ihm gehorcht und uns hingelegt. Hier gibt es keine Rasse, keine Sprache, keine Partei. Ein armer Wanderhirte hat Engelshände auf unsere Schultern gelegt.
Wir haben auf seine Rückkehr gewartet, die Stirn in den Sand gepresst. Und nun trinken wir, auf dem Bauch liegend, den Kopf im Becken wie die Kälber. Der Beduine erschrickt und zwingt uns alle Augenblicke einzuhalten. Aber kaum lässt er uns frei, so tauchen wir auch schon das ganze Gesicht ins Wasser. Wasser!

Textaufgaben:

  1. Schreibe Textstellen heraus, die zeigen, wie stark der Durst ist.
  2. Was ist mit dem Satz gemeint: „Ich bin schon eins mit der Wüste"?
  3. Wie geht die Geschichte weiter? Schreibe weiter.
zurück vorwärts