Wochenthema: Französische Revolution

Fortsetzungsgeschichte: In einem französischen Dorf im Sommer 1789

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Ein Engländer namens Bens kam zu Beginn der Revolution in ein französisches Dorf. Er erlebte dort die Angst französischer Bauern vor ihrem adligen Grundherrn und dann, wie diese Angst in Hass und Gewalt umschlug.

Endlich hatte er das Ende dieser bedrückenden Ebene erreicht. Er schüttelte das Wasser aus seiner Hutkrempe, nahm sein Bündel zur Hand und ging den Hügel hinunter.
Doch als er näher kam, hüllte sich das freundliche Bild in Lumpen. Auch hier herrschte Elend. Anfangs verstand er das nicht. Die Weizenfelder waren von Gewittern heimgesucht worden. Fasane und Rebhühner trippelten ungestört über die Felder und fraßen, was von der Ernte noch übrig war. Die Luzernen- und Bohnenfelder sahen aus, als wären sie von wilden Tieren niedergetrampelt worden. Und als er die Obstgärten erreichte, sah Ben, dass die Stämme keine Rinde mehr hatten. Dann wurde es ihm klar: Das ganze Tal wurde von Rotwild geplagt. Sein Blick suchte das Schloss, das über dem Tal thronte. Und er begriff und biss die Zähne zusammen. Hier residierte ein französischer Herzog von Ullswater. Die Felder dieser armen Leute waren sein Jagdgebiet.
Es war Abend. . . . Hier, in diesem französischen Tal, herrschte Stille. Plötzlich fiel Ben dieses seltsame Schweigen auf. Nicht nur, dass sich nirgends ein Dorfbewohner blicken ließ; es gab auch keine Rinder, keine Ziegen, keine Hähne und keine Hennen. Kein lebendes Wesen war zu sehen, abgesehen von dem Wild auf den Feldern und einem Sperlingsschwarm über Bens Kopf.
Er erreichte die holprige Dorfstraße und betrachtete unsicher die verschlossenen Fenster der Hütten. Hatte hier die Pest geherrscht? Waren alle Menschen gestorben? Doch als er vorsichtig weiterging und den Blick von einer Seite zur anderen schweifen ließ, roch er Misthaufen, nicht Tod . . .
Was hatte die Bauern so sehr verängstigt? Warum hatten sie sich in ihren Hütten verbarrikadiert? Fürchteten sie die Pest? Banditen? Den Herzog? Hexerei? Was es auch immer sein mochte - für Ben bedeutete es eine Nacht voller düsterer Gedanken . . .
Aber dann spitzte er die Ohren. War das nicht Hufschlag? Reiter, die noch weit entfernt sein mussten, kamen schnell nähergeritten . . .
Sie hatten jetzt das andere Ende der Dorfstraße erreicht und stimmten ein wildes Geschrei an. Nein, nicht wild, sondern freudig war es. Immer wieder riefen sie dieselben Worte, und sie schienen die Bewohner des Dorfes aufzufordern, ihre Hütten wieder zu öffnen, weil es irgendeine wunderbare Befreiung, irgendeinen Grund zur Freude gab . . . Endlich verstand Ben, was sie riefen. „Der Herzog!" schrien sie. „Der Herzog ist nach Holland geflohen!"
Auch die Bauern verstanden es . . .
Vor Bens staunenden Augen füllte sich der Platz plötzlich mit jubelnden Menschen, mit Männern, Frauen, kreischenden Kindern, bellenden Hunden, mit Ziegen, Kühen und Hühnern.
Alles, was lebte, schien die Augen zum Schloss zu wenden. Alle Bauern reckten die Arme und schüttelten dem grimmigen Bauwerk drohende Fäuste entgegen.
...

Aufgabe 1:
Erkläre die Begriffe, wie sie im Text gemeint sind! Du kannst dazu dein Wörterbuch benutzen.

  1. Luzernenfelder (Zeile 10)
  2. residieren (Zeile 14)
  3. sich verbarrikadieren Zeile 25)

Aufgabe 2:
Schreibe den Satz oder die Sätze heraus, die zu folgenden Aussagen passen.

  1. Auch an diesem Ort waren ärmliche Verhältnisse.
  2. Es war ganz ruhig in diesem französischen Tal.

Aufgabe 3:
Wie ist diese bedrückende Stimmung zu erklären, bevor die freudige Nachricht kam?

Aufgabe 4:
Die Geschichte geht weiter. Führe die Geschichte fort.

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